Geburtsbericht - Anonym
"Das Allerschönste wäre, wenn unser
Baby sich heute Nacht auf den Weg machen würde…"
Obwohl wir eine Hausgeburt bevorzugt hätten, haben wir beschlossen, morgen ins Krankenhaus zu gehen, um die Geburt unseres ersten Kindes einzuleiten. Ich frage Johanna, die gerade Bereitschaft hat, ob sie eine Eipollösung durchführen kann. Vor der Schwangerschaft wusste ich nicht, was das ist. All das und noch vieles mehr haben wir in den Vorsorgeterminen gelernt, die uns auf die Geburt und die Wochenbettzeit vorbereitet haben.
Gegen 19 Uhr – nach der Eipollösung – verspüre ich ein Ziehen und versuche, es mir gemütlich zu machen. Ich nehme die regelmäßigen, ganz leichten Wehen wahr, wenn ich mich darauf konzentriere. Es ist schon spät, mein Partner geht ins Bett, nachdem wir alles für die anbahnende Geburt vorbereitet haben. Weil ich Angst habe, dass die Wehen verschwinden, wenn ich schlafe, bin ich noch eine Weile in der Wohnung unterwegs, bis ich um halb 1 doch entscheide mich hinzulegen. Um halb 3 wecke ich meinen Partner, als eine intensive Wehe mich aufweckt. Wir beschließen Johanna anzurufen. Sie geht sofort ans Telefon und ich fühle mich direkt entspannter. Nach ihrer Ankunft untersucht sie meinen Bauch und stellt fest, dass das Baby seit der Eipollösung tiefer ins Becken gerutscht ist. Ich gehe in den zuvor vorbereiteten Geburtspool, der mir unglaublich guttut. Die meiste Zeit hänge ich mich in den Wehen über den Poolrand in die Arme meines Partners, während Johanna mir Wasser über den Rücken gießt. In den Wehenpausen genieße ich die Schwerelosigkeit. Zwischendurch misst Johanna die Herztöne, und ich frage sie häufig, ob alles in Ordnung ist. Johanna strahlt eine Ruhe aus, die es mir ermöglicht, mich komplett auf die Situation einzulassen. Plötzlich spüre ich in den Wehenpausen einen Druck vom Köpfchen. Ich freue mich über den Fortschritt, mache mir aber auch Gedanken, wie viele Stunden ich diese Intensität noch ertragen muss. Nach 3 oder 4 Wehen tritt der Kopf durch das Becken, und mit der nächsten Wehe kommt das Baby um 6:36 Uhr auf die Welt. Johanna fragt, ob ich es selbst hochnehmen will oder sie das übernehmen soll. Da ich Angst habe, etwas falsch zu machen, bitte ich sie, das Baby aus dem Wasser zu holen. Sie gibt mir unser Kind auf die Brust, und ich stelle sofort fest, dass unser Baby die Geburt super überstanden hat und einen sehr vitalen Eindruck macht. Nach einer kurzen Zeit bittet Johanna mich, für die Plazentageburt aus dem Pool zu kommen. Sobald ich über dem Hocker bin, kommt die Plazenta schon. Es geht recht viel Blut mit ab, sodass Johanna mich bestimmt bittet, ins Bett zu wechseln, damit sie meine Gebärmutter besser tasten kann. Nachdem sie sie tastet und ich weiter blute, spritzt sie mir Oxytocin. Meine Gebärmutter zieht sich – so wie sie soll – zusammen und die Blutung stoppt. Nach dem kurzen Schreckmoment gibt Johanna uns Zeit als Familie im Bett anzukommen und zieht sich mit der Hebammenstudentin, die auch unter der Geburt anwesend war, zurück. Anschließend versorgt Johanna meine Geburtsverletzungen und führt dann die U1 in der Mitte von unserem Bett bei unserem Kind durch und mein Partner durchtrennt die Nabelschnur.
Im weiteren Verlauf rät Johanna dazu, uns ins Krankenhaus auf die Wochenbettstation zu verlegen, weil mein Kreislauf immer wieder absackt, wenn ich versuche, auf die Toilette zu gehen. Die Entscheidung fällt uns nicht leicht, aber die Dankbarkeit für unser Neugeborenes, dass sich doch noch in dieser Nacht auf den Weg gemacht hat und zu Hause zur Welt kommen durfte, überwiegt, weshalb wir die Situation gut annehmen können. Johanna bereitet alle Unterlagen für die Übergabe ans Krankenhaus vor, zieht unser Kind an und begleitet uns bis ins Untersuchungszimmer.
Es war so eine wunderschöne Geburtserfahrung für mich, für die ich vor allem Johanna unendlich dankbar bin. Durch sie konnte ich mich fallen lassen - alles fühlte sich so natürlich und richtig an.