Statt Schichtwechsel, Betreuung von Anfang an.

 

Statt Schichtwechsel, Betreuung von Anfang an.

Geburtsbericht von Lisa

3:40 Uhr morgens, ich wache auf und stelle fest, dass ich Hunger habe. Doch erstmal gehe ich nur zur Toilette und lege mich wieder ins Bett, ich habe keine Lust jetzt aufzustehen und etwas zu essen. Kaum bin ich wieder fast eingeschlafen, verspüre ich ein kleines Ziehen im Bauch- und Rückenbereich. Ich bin aufgeregt, denn ich weiß es könnte jeden Moment so weit sein und die Geburt beginnen. Ich versuche aber das Gefühl nicht zu ernst zu nehmen, denn ganz sicher bin ich mir nicht. Aber kurz darauf zieht es wieder, ich kann nicht mehr schlafen, mein Hunger wird auch immer stärker.

Nach einer gefühlten Ewigkeit beschließe ich meinen Freund zu wecken und doch etwas zu essen. Wir stehen also auf. Um in die Küche zu gelangen, müssen wir nach draußen, dort sehen wir, dass gerade die Mondfinsternis stattfindet: Der Mond steht rot am Himmel, es ist faszinierend!

Nachdem wir gegessen und den Mond bestaunt haben, legen wir uns wieder hin. Ich habe nun deutlicher Wehen und mein Gefühl sagt mir, dass es so weit ist, die Geburt beginnt langsam. Ich kann nur halb schlafen und genieße die Vorfreude, gleichzeitig habe ich ein wenig Angst.

Um ca.7:00 Uhr stehen wir auf, meine Wehen sind nun zu kräftig, als dass ich oder Noah noch weiter schlafen könnten.

Wir beschließen einen  Spaziergang auf dem gegenüberliegenden Friedhof zu machen. eine halbe Stunde geht das Laufen, doch die Kälte und Wehen zusammen sind für meine Beine irgendwann zu schmerzhaft. Wieder drinnen angekommen, knie ich mich vor das Sofa. Ich versuche zwischen den Wehen etwas zu dösen.

Die Wehen sind schon eine ganze Weile regelmäßig, aber noch nicht sehr lang gewesen Jetzt werden sie etwas ausdauernder, also beschließe ich Gabriele anzurufen und ihr Bescheid zu geben, dass unser Kind sich auf den wWg gemacht hat. Gabriele ist gerade noch bei einer Familie, die in der Nacht das Kind bekommen hat, und wir machen aus, später noch mal zu telefonieren.

Noah und meine Mutter beginnen den Geburtspool aufzubauen. Leider müssen sie feststellen, dass die anfänglich kleinen Löcher zu groß sind. Also gehe ich in die Badewanne. Da bin ich dann auch eine ganze Weile. Meine Mutter hört, dass meine Wehen nun so stark sind, dass es bald richtig losgehen könnte, sie ruft Gabriele an, die beschließt sich auf den Weg zu machen.

Als sie da ist, wird schnell klar, dass es in der Wanne nicht mehr weitergeht, also ziehen wir ins Wohnzimmer um. Ich kann keine gute Position für mich finden. Gabriele schlägt mir den Geburtshocker vor; die Vorstellung gefällt mir nicht so, aber in der Praxis ist es sehr gut.

Nun sind die Wehen schon sehr stark. Gabriele und Noah unterstützen mich bei jeder Wehe, und wenn ich Angst habe, erklärt Gabriele mir alles, bis es weitergeht.

Ich stelle fest, dass ich die Wehen ganz gut steuern kann. Wenn ich nicht mehr kann, legen ich und das Kindchen eine kleine Pause ein oder wenn eine Wehe zu lange dauert, beschleunigen wir sie. Um mich herum bekomme ich zwar alles mit, aber verzerrt und mit einer anderen Wahrnehmung. Ich kann auch schwer darauf reagieren. Ich bin müde und freue mich, wenn es geschafft ist. Dann nach ein paar sehr starken Wehen ist das Köpfchen endlich da, und für mich ist das der Moment der Geburt unseres Kindes. Der Rest geht schnell und einfach. Um 14:10 Uhr, bei strahlendstem Sonnenschein halte ich unsere Tochter in den Armen. Ich bin erschöpft und glücklich. Doch noch ist es nicht ganz geschafft: Die Nachgeburt kommt nach einer kleinen Verschnaufpause. Dann endlich können wir uns zu dritt ins Bett kuscheln.

Später gibt es dann was zu essen und Ida-Maira lernt noch kurz ihre Tanten, Omas, Uromas, Opa und Uropa kennen.

 Im Nachhinein kann ich sagen, es war eine sehr gute und schöne Geburt.

Es hat für mich nie eine andere Variante als eine Hausgeburt gegeben, und ich wurde voll und ganz in meinen Erwartungen bestätigt. Es ist ein wunderbar geborgenes Gefühl, an dem Ort zu sein, den man kennt und der einem mit allem vertraut ist. Es ist gut zu wissen, dass nicht mitten in der Geburt ein Schichtwechsel stattfinden könnte; außerdem kannte ich Gabriele schon von der Vorsorge.

Ich danke Gabriele aus vollem Herzen, dass sie mich und meine kleine Familie während dieser Geburt so liebevoll und in allem begleitet hat!

Marco Hess